Sexuell übertragbare Krankheiten

Auf einem Seminar von der Deutschen Aidshilfe e.V. und dem Rat&Tat-Zentrum für queeres Leben e.V. in Kooperation mit dem Gesundheitsamt Bremen, Aids/STD-Beratung wurde ein Seminar über sexuell übertragbare Krankheiten angeboten. Dieses Seminar habe ich wahrgenommen und habe nun versucht die Worte des Trainers Helmut Hartl, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten aus München zu Papier zu bringen:

 

Einführung in das Themengebiet und Begriffserklärung: „Sexuell übertragbare Infektionen“ (STIs) „Geschlechtskrankheiten.

 

Sexuell übertragbare Krankheiten über Geschlechtsverkehr bis Hautkontakte (z.B. Petting) werden in vier Gruppen unterteilt.

 

Bakterien

Viren

Pilze

Parasiten

Syphilis
Gonorrhoe / Tripper
Chlamydien

HIV
Hepatitis A + B
Hepatitis C
bei Blutkontakt
Herpes Genitalis
HPV

Human Papilon Viren
MPX
Affenpocken

Candida-Pilze
Vaginal-Pilze

Pediolodi

Koppfläuse
Filzläuse
Kleiderläuse

Skabies

Krätze

 

Bakterien

 

Syphilis, auch Lues, harter Schanker genannt.

 

Die Syphilis wird hauptsächlich beim Geschlechtsverkehr durch Schleimhautkontakt und ausschließlich von Mensch zu Mensch und in der Regel über direkte sexuelle Kontakte übertragen. Es dringt dabei durch kleinste Läsionen der vaginalen, oralen oder analen Schleimhaut ein.

In Deutschland gab es im Jahr 7374 Fälle.

 

Phase I = Primär-Effekt „Ulcus durun“

Die Inkubationszeit beträgt 14 bis 21 Tage. Die Syphilis ist nicht schmerzhaft, es entstehen kleine Löchlein (leichte Vertiefungen) in der Haut von ca. 5 mm Durchmesser am Penis, der Vagina, im Mund oder im Analbereich. Die Lymphknoten in den betreffenden Bereichen sind geschwollen. Auf den Vertiefungen in der Haut entstehen Verkrustungen, die ansteckend sind. Nach weiteren 14 bis 21 Tagen beginnt die Abheilung der Verkrustungen.

 

Phase II

Acht bis neun Wochen nach der Ansteckung kommt es oft zu grippeartigen Beschwerden wie Fieber, Abgeschlagenheit oder Kopf- und Gliederschmerzen. Die Lymphknoten am ganzen Körper sind geschwollen. Nach zehn Wochen erscheint bei den meisten Erkrankten ein Hautausschlag Zunächst sind es nur schwach rosa gefärbte Rosen ähnliche Flecken an den Hand und Fußinnenflächen. die sich in kupferfarbene Knötchen verwandeln. Alle Hauterscheinungen (Syphilide) heilen nach ungefähr vier Monaten ab, so dass manche Patienten von ihrer Infektion wenig bemerken. Unbehandelt kommen sie innerhalb verschiedener Zeitabstände wieder. Dieser Zustand kann bis zu über zehn Jahre dauern. In etwa 30 % einer unbehandelten Syphilis tritt im Laufe von Jahren eine Spontanheilung ein.

 

Phase III

Drei bis fünf Jahre später sind nicht nur Eintrittspforte, Lymphknoten und Haut befallen. Die Erreger haben sich im ganzen Körper ausgebreitet und auch innere Organe sowie das zentrale Nervensystem können befallen sein.

 

Syphilis ist gut mit Penicillin behandelbar. Nach 14 Tagen gilt man als geheilt.

 

Gonorrhoe / Tripper

 

Der Tripper ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Medizinisch wird er auch Gonorrhö genannt. Verursacht wird die Krankheit von Bakterien, die man auch „Gonokokken“ nennt (lateinisch Neisseria gonorrhoeae). Die Bakterien befallen typischerweise die Schleimhäute von Harnröhre, Gebärmutterhals, Enddarm und Rachen, in seltenen Fällen auch die Augenbindehaut.

 

Der Tripper ist sehr leicht übertragbar. Nicht nur beim Vaginal- oder Analverkehr sondern auch beim Oralverkehr sowie mit anderen Kontakten mit dem Anus über Finger und Hände oder über Sexspielzeug.

 

Die Schleimhautbesiedlung durch Gonokokken (Bakterien) führt zu Entzündungen mit Jucken un Brennen sowie unterschiedlich starker Bildung von Eiter. Beim Befall der Harnröhre des Penis tritt meistens zunächst milchig-trüber, dann cremig-gelblicher, übel riechender Ausfluss auf.

 

Die Inkubationszeit beträgt ein bis drei Tage.

 

Gonokokken können durch einen Abstrich oder einem Urintest bei einer Ärzt*in für Haut- und Geschlechtskrankheiten und Urologie festgestellt werden.

 

Ein Tripper kann mit Antibiotika gut behandelt werden. Wichtig ist wie bei allen Antibiotika-Behandlungen, die Medikamente nach Vorschrift zu nehmen und nicht selbst abzusetzen, sonst können die Erreger resistent werden.

 

Chlamydien

 

Chlamydien sind Bakterien, die Entzündungen verursachen: am häufigsten in den Schleimhäuten von Harnröhre, Gebärmutterhals und Enddarm. Sie können auch im Rachen auftreten. Infektionen mit Chlamydien gehören zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten und sind leicht übertragbar.

 

Häufig verursachen Chlamydien keinerlei Beschwerden. Treten Symptome auf, kommt es bei Infektionen an der Harnröhre oder den Geschlechtsorganen nach ein bis drei Wochen zu Ausfluss (hell und klar, spinnwebenartig) aus der Harnröhre, der Vagina und/oder zu Jucken, Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen.

 

Chlamydien können durch einen Abstrich oder einem Urintest bei einer Ärzt*in für Haut- und Geschlechtskrankheiten und Urologie festgestellt werden.

 

Chlamydien sind mit Antibiotika gut behandelbar und heilbar. Je früher die Behandlung beginnt, desto einfacher und kürzer ist sie normalerweise.

 

Viren

 

Das Thema Viren wir an dieser Stelle nicht so ausführlich behandelt. Grundsätzlich brauchen Viren immer eine Zielzelle um sich vermehren zu können. Die bestbekannten Viren bei den STIs sind wohl das HIV und das Hepatitis Typ A und B sowie Typ C.

 

HIV und Hepatitas

 

Das HIV wird über den Austausch von Körperflüssigkeiten übertragen.

 

Hepatitis-A-Viren werden hauptsächlich fäkal-oral durch Schmier-Infektionen übertragen. Hepatitis B ist eine Virus-Infektion der Leber. Meist erfolgt die Ansteckung mit dem Hepatitis-B-Virus über Sexualkontakte. Die Hepatitis C, auch Leber-Entzündung Typ C genannt, ist die Folge einer Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus. Sie wird vorwiegend über Blutkontakte übertragen.

 

Herpes simples

 

Herpes an der Lippe kennen fast alle: schmerzhafte kleine Bläschen, die zwar wieder abheilen, jedoch immer wiederkommen können. Herpes kann auch an anderen Stellen auftreten, vor allem im Genital- und Analbereich. Verursacht wird Lippenherpes und Genitalherpes von Herpes-simplex-Viren (HSV). Die Symptome lassen sich aber lindern, und man kann Ausbrüchen vorbeugen.

 

In Deutschland sind etwa 90 Prozent der Erwachsenen mit Herpes-simplex-Viren infiziert. Viele haben keine Symptome, die Viren können aber trotzdem übertragen werden.

 

Herpesviren werden durch engen Kontakt übertragen, zum Beispiel beim Küssen oder beim Sex, durch Tröpfcheninfektion (Niesen, Husten), durch Schmierinfektion z.B. Berühren des Herpes, gemeinsame Benutzung von Gläsern oder Besteck) sowie bei der Geburt.

 

Typische Symptome sind kleine Bläschen oder Geschwüre vor allem an den Lippen sowie im Genital- und Analbereich.

 

Nach der Erstinfektion kann das Virus immer wieder aktiv werden; es lässt sich nicht aus dem Körper entfernen.

 

Einen sicheren Schutz vor Herpes gibt es nicht. Den Kontakt mit Bläschen und Geschwüren sollte man meiden.

 

Herpes genitalis

 

Genitalherpes betrifft meist die großen und kleinen Vulvalippen Schamlippen), den Gebärmutterhals, Eichel, Vorhaut und Penisschaft. Auch der Analbereich kann betroffen sein. Mögliche Symptome sind Probleme beim Wasserlassen und blutiger Ausfluss aus dem After.

 

Solange Bläschen oder Geschwüre zu erkennen sind, ist ein Herpes in jedem Fall ansteckend. Das Übertragungsrisiko ist deutlich geringer, wenn die Bläschen bereits verkrustet sind und keine neuen mehr auftreten. Allerdings können auch nach Verschwinden der Kruste noch Viren in geringer Menge ausgeschieden werden.

 

Humane Papilon Viren (HPV)

 

Humane Papilon Viren (HPV) sind Hautviren von denen es ca. 250 Subtypen gibt. HPV werden als Warzen auf der Haut sichtbar.

 

Einige HPV-Typen sind für die Entstehung von Feigwarzen verantwortlich, andere führen in seltenen Fällen zu bestimmten Krebsarten wie Gebärmutterhalskrebs oder Analkrebs. Die häufig stäbchenförmigen Feigwarzen treten in der Regel am Anus, an der Vulva und der Vagina sowie in der Umschlagfalte der Penisvorhaut auf. Die Therapie ist oft schwierig und langwierig. Gegen die wichtigsten Typen von HPV gibt es eine Impfung.

 

Für Feigwarzen muss man sich nicht schämen. Geschlechtskrankheiten passieren nun mal. Viele Menschen haben im Laufe ihres Lebens damit zu tun. Einige verursachen Feigwarzen an den Genitalien, am Anus und (seltener) im Mund. Andere sind für verschiedene Krebsarten verantwortlich (z. B. Gebärmutterhals- und Analkrebs).

 

In der Regel infiziert man sich mit dem leicht übertragbaren HPV beim Sex. Da sich das Virus in Hautschuppen befindet, kann es beim intensiven Körperkontakt leicht von einer Person zur anderen wandern.

 

Durch kleinste Verletzungen in der Haut oder Schleimhaut findet HPV seinen Weg in den Körper. Eine frische Intimrasur erhöht das Risiko, weil sie kleine Verletzungen verursacht. Auch über Sexspielzeug, an dem humane Papillomaviren haften, ist eine Ansteckung möglich.

 

Seit ca. 15 Jahren gibt es gegen 9 Subtypen Impfstoffe. Geimpft werden sollten alle Jugendliche, Mädchen wie Jungen, in jungen Jahren bevor sie Sex haben im Alter von 10 bis 14 Jahren.

 

Affenpocken (Monkeypox MPX)

 

Bezüglich MPX („Affenpocken“) gibt es Grund zur Aufmerksamkeit: Die Virusinfektion verbreitet sich derzeit vor allem in sexuellen Netzwerken von Männern, die Sex mit Männern haben.

 

Die Krankheit heilt zwar in der Regel von alleine ab, kann aber äußerst schmerzhaft sein. Symptome beginnen meist innerhalb von 5 bis 21 Tagen nach der Ansteckung (Inkubationszeit). Typisch sind teils sehr schmerzhafte Hautveränderungen – vom Ausschlag/Fleck über Knötchen und Bläschen bis zu Pusteln, Wunden und Schorf. Die Hautveränderungen beginnen oft im Gesicht, in der Genital- oder Analregion. Die „Pocken“ heilen in der Regel nach zwei bis vier Wochen von selbst ab, können allerdings Narben hinterlassen.

 

Oft werden diese Hautveränderungen durch allgemeine Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- oder Rückenschmerzen oder geschwollene Lymphknoten eingeleitet oder begleitet. Hauptübertragungsweg ist enger, längerer Haut-zu-Haut-Kontakt, zum Beispiel beim Kuscheln oder Sex – vor allem Kontakt mit den Hautveränderungen oder Schorf. Besonders ansteckend ist die Flüssigkeit in den Bläschen und aus den Wunden, die nach dem Aufplatzen der Bläschen entstehen, sowie der Schorf, der sich darüber bildet.

 

Das Virus ist auch durch Gegenstände übertragbar, die beim Sex benutzt werden (z. B. Sexspielzeug), oder durch Kontakt mit kontaminierten Textilien (zum Beispiel Kleidung, Bettwäsche, Handtücher).

 

Bei besonders schmerzhaften Verläufen kann eine Schmerzbehandlung im Krankenhaus erforderlich werden. Wichtig ist auch, bakterielle Superinfektionen der Wunden zu verhindern.

 

Für Menschen mit schweren Verläufen ist seit Januar 2022 eine Therapie mit Tecovirimat zugelassen.

 

Alte Impfungen gegen Pocken halten ein Leben lang, schützen bzw. ermöglichen einen milden Krankheitsverlauf.

 

Pilze

 

Candida

 

Die bekanntesten Pilze sind die Vaginal-Pilze, Candida, die durch Hautkontakt/Geschlechtsverkehr übertragen werden. HIV infizierte Menschen haben wegen der Immunschwäche oft eine Mundpilzinfektion, Soor (Candidose). Dagegen helfen Antibiotika.

 

Parasiten

 

Läuse (Podiculosis)

 

Es gibt drei Arten von Läusen: Kopfläuse, Filzläuse und Kleiderläuse. Läuse sind blutsaugende Insekten und mit bloßem Auge sichtbar. Sie leben überwiegend in der Kopf- und/oder Schambehaarung. Die Eier, Nissen genannt, werden von den Läusen an den Haaren geklebt und sind ebenfalls mit bloßem Auge zu sehen.

 

Läuse werden durch Hautkontakt übertragen. Bekämpfen kann man die Parasiten mit Permethrin.

 

Skabies (Krätze)

 

Skabies sind kleine Milben, die sich im dünnen Hautgewebe einnisten. Es entsteht an diesen Stellen, besonders in der Nacht, ein quälender Juckreiz. An den betreffenden Hautstellen sind kleine rote Fleckchen zu sehen. Auch hier kann man die Parasiten mit Permethrin bekämpfen.

 

 

Weiterführende Links zu dem Thema

 

www.aidshilfe.de

www.iwwit.de

www.bzga.de/was-wir-tun/hivsti-praevention/

 

www.rki.de/DE/Content/InfAZ/S/STI/STD_node.html

 

 

Norbert

 

Erstellt September 2022